Tagesspiegel Literaturreise: Karl May und Erich Kästner
Karl May und Erich Kästner – zwei Sachsen, die durch ihr Wirken weit über die die Grenzen ihrer Heimat bekannt und berühmt wurden.
Begleiten Sie uns auf dieser Tagesspiegel Literaturreise an Orte, die eng mit Karl May und Erich Kästner verbunden sind und erfahren Sie Wissenswertes über den genialen Fabulierer, den die deutsche Erzählungskunst überhaupt aufzuweisen hat – Karl May – und über den Schriftsteller und Drehbuchautor Erich Kästner, der durch seine mit Humor und Scharfsinn gewürzten Kinderbücher bekannt wurde.
Tag 1:
Die großen Romane Kästners sind alles Berlin-Romane. Emil, Pünktchen, Gustav mit der Hupe – die Helden von Erich Kästner waren im Berlin der 1930er Jahre unterwegs. Bis heute sind die Schauplätze seiner Romane zu finden.
Als Auftakt Ihrer Reise begeben Sie sich auf einer Rundfahrt durch Berlin zu einigen dieser Plätze. Diese beginnt am Bahnhof Zoo und führt z.B. zum Schauplatz Café Josty („Emil und die Detektive“ ), wo heute ein Bio-Supermarkt ist. In der Schumannstraße Nr. 15, direkt neben dem Deutschen Theater, wohnten Emils Großmutter und seine Cousine Pony Hütchen – heute ist das Gebäude aus der Jahrhundertwende immer noch ein Wohnhaus. Lassen Sie sich überraschen!
Im Anschluss wird Ihnen der Schriftsteller Karl May näher gebracht durch eine Lesung aus seiner Biografie und Sie fahren in Richtung Dresden. In Radebeul erfolgt ein Stopp und Sie besuchen das Karl May Museum. Dort erhalten Sie auch einen Imbiss. Von fachkundigem Personal werden Sie in die Fantasiewelt des berühmten Schriftstellers Karl May entführt und folgen den Spuren der indianischen Kulturen Nordamerikas durch das Museum. Außerdem unternehmen Sie einen geführten Spaziergang auf den Spuren von Karl May durch Radebeul.
Weiter geht es zum Hotel und Sie erhalten dort Ihr Abendessen.
Tag 2:
Nach dem Frühstück geht die Tour nach Hohenstein Ernstthal, dem Geburtsort von Karl May.
Karl Friedrich May wurde am 25. Februar 1842 als Sohn eines armen Webers im sächsischen Ernstthal (seit 1898: Hohenstein-Ernstthal) geboren. Er arbeitete nach seiner Lehrerausbildung als Hilfs- und Fabrikschullehrer. Da er unerlaubt eine Taschenuhr benutzte, wurde er wegen Diebstahls zu sechs Wochen Zuchthaus verurteilt. Als Vorbestrafter konnte er nun nicht mehr als Lehrer arbeiten und beging aus Geldmangel weitere Diebstähle, wofür er zwischen zwischen 1862 und 1874 fast acht Jahre einsaß. In der Haft flüchtete May sich mit Träumen aus der Eintönigkeit des Gefängnisses und es entstanden seine ersten literarischen Ideen, obwohl er unter den damaligen Haftbedingungen nicht schreiben konnte.
Karl May hat später über die Welt geschrieben, ohne sie je gesehen zu haben. Winnetous wildes Amerika, Kara Ben Nemsis noch wilderer Orient: ausgedacht in Schreibstuben in Radebeul, Kötzschenbroda, Oberlößnitz. Aufgrund der Ich-Form der Reiseerzählungen konnten Leser annehmen, dass Old Shatterhand bzw. Kara Ben Nemsi und May ein und dieselbe Person wären. May konnte auch der Verlockung nicht widerstehen: Leserbriefe beantwortete er als Old Shatterhand, nannte sein Wohnhaus in Radebeul Villa Shatterhand, behauptete 40 Sprachen zu sprechen usw. Die begeisterte Leserschar verehrte ihren Helden, der mittlerweile einen unrechtmäßigen Doktortitel trug. Ab 1899 , als seine Vorstrafen bekannt und seine Bücher als Fantasieprodukte „entlarvt“ wurden, wendete sich die öffentliche Meinung gegen Karl May. Trotzdem erfreuen sich seine Erzählungen und Bücher bis heute großer Beliebtheit, besonders bei den jüngeren Lesern.
In Hohenstein-Ernstthal angekommen, werden Sie durch den Vorsitzenden des Vereins Silberbüchse e.V. , Herrn Erich Homilius, begrüßt und mit ein Vertreter des Vereins erkunden Sie die Wohn-, Wirk- und Gedenkstätten des Ortes. Außerdem besichtigen Sie das Depot mit einer umfangreichen Western- und Indianistiksammlung. Das Karl-May-Haus an sich wird zum Reisezeitpunkt leider wegen Sanierungsarbeiten noch nicht vollständig hergerichtet sein und kann nicht von innen besichtigt werden.
Im Anschluss Mittagessen im Gasthaus „Zum Postgut“. Das Gebäude, dessen Ursprünge bis ins 16. Jahrhundert zurückgehen, unterlag vielseitigen Verwendungszwecken und ist nun seit Mitte der 90er Jahre ein gemütliches Gasthaus.
Nachdem Sie sich gestärkt haben, geht es zurück nach Dresden. Dort befindet sich auf dem Katholischen Friedhof eines von nur zwei Indianergräbern in Deutschland. Hier ist der LakotaSioux-Häuptling Edward Two Two bestattet, der 1876 als junger Krieger an der berühmten Entscheidungsschlacht am Little Bighorn teilgenommen hatte. Two Two, der in Indianersprache Kleiner Fuchs hieß, kam 1913 nach Dresden. Er trat beim Zirkus Sarrasani in einer Indianershow auf und blieb der Stadt verbunden – 1914 hatte Two Two den amerikanischen Konsul an sein Sterbebett in Essen geholt und ihn gebeten, ihn in Dresden zu begraben. Das geschah dann auch. Karl May und Edward Two Two sind sich leider nie begegnet, da May bereits 1912 verstarb.
Abendessen im Hotel.
Tag 3:
Nach dem Frühstück fahren Sie mit dem Bus nach Moritzburg, genießen den Blick auf das umwerfende Barockschloss und unternehmen einen Abstecher zum Großteich mit Leuchtturm. Warum? May holte sich 1890 seine Inspiration für den berühmten Roman „Der Schatz im Silbersee“ gleich am Dresdner Stadtrand. May-Historiker Dr. Christian Heermann ist jedenfalls dieser Ansicht und er könnte recht haben. Karl May, der eigentlich nichts von der Welt kannte, war 1888 nach Radebeul gezogen. Von dort machte er Wanderungen von der Elbe durch den Lößnitzgrund zum Moritzburger Großteich. Dr. Heermann: „Beide Gewässer sind durch einen künstlichen Stau entstanden – für Fischzucht bzw. als Indianerschatz-Versteck! Im Großteich gibt es auch zwei Inseln, die Eremitage- und die Bäreninsel. In Karl Mays Silbersee tauchen sie als Stützpunkte der indianischen Schatzhüter Großer Bär und Kleiner Bär auf. Aus Elbkähnen wurde in seiner blühenden Fantasie der Arkansas-Dampfer, die 14 Kilometer von der Elbe bis zum Großteich zur 2000 Kilometer langen Verfolgungsjagd durch die Prärie, der Lößnitzgrund zu den Rocky Mountains.“
Vom Bahnhof Moritzburg geht es weiter mit der Lößnitzgrundbahn nach Radebeul. Nicht ganz so wie Karl May, der die Strecke zu Fuß bewältigt hat, aber mindestens genau so schön. Sehen Sie die zauberhafte Landschaft, die Karl May für seine Bücher inspiriert hat.
Vom Haltepunkt „Weißes Ross“ geht es zu Fuß in Richtung Weinberge und es folgt das Mittagessen. Und wer in den Lößnitzer Weinbergen ist, sollte auch sächsische Weine probieren. Sie spazieren zu einem Weingut und probieren sächsische Weine.
Am Nachmittag ist es an der Zeit einen Blick auf die Wirkungsstätten und Orte aus Erich Kästners Kindheit zu werfen. Einige von ihnen sind heute noch existent, andere nur noch in seinen Werken präsent. Erich Kästner, der 1899 in Dresden zur Welt kam, verdient viele Titel: Moralist, Anwalt der Kinder… Als junger Mann verließ er seine Geburtsstadt, um in Leipzig zu studieren. In Berlin fand er eine neue Heimat. Er wurde eins der zahlreichen Opfer erlebte des aufkommenden Nationalsozialismus. Seine Bücher landeten als undeutsche Literatur auf dem Scheiterhaufen. Die Nachkriegswirren machten ihn zum Münchner. Während dieser Zeit erschien sein Kindheitsroman „Als ich ein kleiner Junge war“, eine Hymne auf „sein“ Dresden, aber auch eine kritische Sozialgeschichte. Er starb als 75-Jähriger in München, wo er auch beigesetzt wurde. Besuchen Sie bei einem Rundgang mit Matthias Stresow , der auch das Buch „Auf den Spuren Erich Kästners in Dresden“ schrieb, Orte, die eng mit Kästner in Dresden verbunden sind.
Der heutige Abend steht zur freien Verfügung.
Tag 4:
Nach einem zeitigen Hotelfrühstück besuchen Sie am Morgen das Erich-Kästner-Museum in Dresden. In der Villa Augustin befindet sich das mobiles, interaktive micromuseum. Auf rund 30 Quadratmeter werden 13 bewegliche Module mit Exponaten in verschiedenfarbigen Schubladen ausgestellt. Dabei steht jede Farbe für einen anderen Aspekt in Erich Kästners Leben und Werk. Als Besucher kann man hier fast alles anfassen, lesen und ausprobieren.
Im Anschluss fahren Sie zur Sächsischen Landesbibliothek und besichtigen die Ausstellung „Menschen machen Bibliotheken – Dresdner Bibliothekare im Porträt“ in der Corty-Galerie. Alternativ ist ein Besuch im Panometer Dresden vorgesehen. Nicht nur das Gebäude fasziniert, sondern auch die darin ausgestellten Rundbilder des Künstlers Yadegar Asisi. Begeben Sie sich auf eine einmalige Zeitreise in Dresdens Vergangenheit und lernen Sie die Stadt als 360°-Panorama kennen! Die riesigen Rundbilder als Geheimtipp unter den Ausstellungen und Museen in Dresden.
Abschließend noch ein gemeinsames Mittagessen in Dresden, bevor es wieder nach Berlin zurück geht.
Geringfügige Änderungen im Reiseverlauf der Tagesspiegel Literaturreise vorbehalten.
Lage
Bewertungen
Es gibt noch keine Bewertungen.