Kleine Kavalierstour: Italiensehnsucht im 18. und 19. Jahrhundert
Was hieß Reisen um 1800, als es noch das Privileg einiger weniger war? Der Archäologe Johann Joachim Winckelmann, Goethe, Fürst Franz und Fürstin Luise von Anhalt-Dessau, Herzogin Anna Amalia und der Spaziergänger Johann Gottfried Seume: Sie alle reisten, getrieben von Italiensehnsucht, gen Süden. Wir begeben uns auf die Spuren der frühen Bildungsreisenden und finden Italien in Wörlitz, Grimma, Dresden und Weimar.
Tagesspiegel-Redakteurin Dorothee Nolte bringt Ihnen die literarischen Berichte der Reisenden näher, und die Tänzerin und Pianistin Annalisa Derossi überrascht Sie mit künstlerischen Einlagen an historischen Orten.
Tag 1: Mit der Kutsche wie Fürst Franz und Fürstin Luise: Beelitz, Wörlitz
– Besuch Alte Posthalterei Beelitz
– Führung Insel Stein mit Villa Hamilton und Schlosspark Wörlitz
– „Lebende Bilder“ im Amphitheater der Insel Stein
– Abendessen in der Toskana-Villa Mio in Meerane
Im komfortablen Reisebus fahren wir los – und erhalten zunächst in Beelitz einen Eindruck davon, wie unbequem im Vergleich dazu die Reisenden früher unterwegs waren. Die Ausstellung in der 1789 errichteten „Alten Posthalterei“ vermittelt dem Besucher einen authentischen Blick hinter die Kulissen des Postwesens zwischen dem 17. und 20. Jahrhundert. Gut gefedert geht es weiter ins Gartenreich Dessau-Wörlitz: Von hier brachen Fürst Franz und Fürstin Luise zur Italienreise auf und bestückten Park und Gebäude anschließend mit Erinnerungen an das südliche Paradies, unter anderem mit dem Nachbau des Vesuvs, eines Amphitheaters und der Villa Hamilton auf der Insel Stein. Hier lernen wir die damals berühmte Emma Hamilton kennen, die in „lebenden Bildern“ antike Statuen nachstellte. Nach dem Einchecken ins Romantikhotel Schwanefeld in Meerane nehmen wir das Abendessen in der Villa Mio ein, die einer toskanischen Villa nachempfunden ist.
Tag 2: Die Stiefel schnüren: Johann Gottfried Seume und Grimma
– Führung zu Johann Gottfried Seume im „Göschenhaus“ Grimma
– kleiner Stadtspaziergang Grimma
– Besuch im barocken Jagdschloss Kössern
– Fast wie Italien: Dolce vita im Park und Wellness-Bereich des Romantik-
Hotels Schwanenfeld
Die meisten frühen Italien-Reisenden waren Adlige, gelegentlich auch wohlhabende Bürger. Anders Johann Gottfried Seume: Der Landwirtssohn schnürte 1801 seine Stiefel und begab sich zu Fuß ins Land seiner Träume. Wir kommen ihm in Grimma näher, wo er geboren wurde und bei dem Verleger Georg Joachim Göschen arbeitete. Das „Göschenhaus“ mit seinem mediterran wirkenden Garten inspirierte den jungen Seume womöglich zu seinem „Spaziergang nach Syrakus“. Wir spazieren nicht ganz so weit, aber die an der Mulde gelegene Altstadt Grimmas, eine der schönsten Mitteldeutschlands, lohnt einen Rundgang. Anschließend besuchen wir das frisch restaurierte Jagdschloss Kössern, ein barockes Juwel mit prächtigem Festsaal; der Architekt Friedrich Wilhelm Erdmannsdorff erbte es und suchte in Abgrenzung zum barocken Stil in Italien neue, klassizistische Wege in der Architektur. Am späten Nachmittag haben wir noch Gelegenheit, den Park und den Wellness-Bereich des Hotels zu genießen.
Tag 3: Kunstsinnig wie Goethe und Anna Amalia: Weimar
– Stadtspaziergang Altstadt Weimar und Park an der Ilm
– Besuch Goethe-Haus am Frauenplan
– Besuch von Anna Amalias Musenhof in Tiefurt mit Parkspaziergang
Er ist mit Sicherheit der bekannteste Italien-Reisende Deutschlands: Johann Wolfgang von Goethe. Ohne sich von seiner Angebeteten Charlotte von Stein zu verabschieden, brach er 1786 zu einer zweijährigen Reise durch Italien auf und überwand dadurch seine künstlerische Krise, sein Werk „Italienische Reise“ ist ein Klassiker. Wir erfahren mehr davon bei einem Spaziergang durch die Altstadt und den Park an der Ilm sowie im Goethehaus am Frauenplan. Ungewöhnlich für eine Frau ihres Standes, reiste auch Herzogin Anna Amalia zwei Jahre lang durch Italien. Einblicke dazu erhalten wir auf ihrem ländlichen „Musenhof“, im Schloss und Park Tiefurt.
Tag 4: Alte Meister, neue Blicke: Johann Joachim Winckelmann im Schloss Nöthnitz
– Dresden: Canaletto-Blicke
– Besuch der Galerie Alter Meister und Winckelmann Forum
– Stadtspaziergang
– Führung und Konzert auf Schloss Nöthnitz
Johann Joachim Winckelmann war Sohn eines Schusters – und wurde zum berühmtesten Archäologen und Kunstschriftsteller seiner Zeit. Ab 1755 lebte er in Rom und befeuerte durch seine Schriften das Interesse der gebildeten deutschen Öffentlichkeit an der römischen Antike. Zuvor arbeitete Winckelmann als Bibliothekar auf Schloss Nöthnitz bei Dresden. Wir genießen die Canaletto-Blicke auf das „Elbflorenz“ Dresden, besuchen die Galerie Alter Meister im Zwinger mit den Werken der italienischen Renaissance und den Dresdner Bildteppichen nach Kartons von Raffael im 2020 eröffneten Winckelmann-Forum und spazieren, vorbei an der Semper-Oper, zur Frauenkirche: Überall finden sich Bezüge zu Italien. Unsere kleine Kavalierstour endet mit einer Winckelmann-Führung auf Schloss Nöthnitz und einem stimmungsvollen italienischen Konzert im Festsaal, bevor wir die Rückreise nach Berlin antreten.
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